Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 01.06.2006
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Stadt sucht Turmbauer Neuer Anlauf in Vaihingen Im
Juni 2004 stellten die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft
und die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Pläne für zwei 60
Meter hohe Wohntürme in Vaihingen vor. Vor wenigen Tagen haben SWSG und
GWG ihre Hochhaus-Grundstücke an die Stadt verkauft. Die will nun neue
Investoren finden.
VON KONSTANTIN SCHWARZ
Die Pläne für die 22 Stockwerke hohen Türme auf einer Freifläche
zwischen dem Wohngebiet Lauchhau und dem Neubaugebiet Lauchäcker lösten
dort zwiespältige Gefühle aus. Harscher Protest überwog.
Das Bürgerforum Lauchhau-Lauchäcker äußerte grundsätzliche Bedenken.
170 Studentenzimmer und 63 Familienwohnungen seien eindeutig zu viel,
die Architektur zu massig. Befürchtet wurden eine problematische
Sozialwohnungs-Klientel und der Wertverfall der eigenen vier Wände.
Freudig aufgenommen wurde dagegen die Nachricht, dass im Erdgeschoss
der Doppeltürme ein 1200 Quadratmeter großer Supermarkt mit
Vollsortiment unterkommen solle. Eine bessere Nahversorgung für das
Gebiet am Vaihinger Ortsrand steht seit langem auf der Wunschliste der
Bewohner.
Doch nicht der Protest, sondern eigene Gutachten und die Absage des
Studentenwerks als potenzieller langfristiger Mieter sowie letztlich
offenbar sanfter Druck aus der Stadtverwaltung führten vor wenigen
Tagen zum Rückzug von GWG und SWSG.
"Das Thema Studentenwohnungen kam von uns", sagt GWG-Vorstandsmitglied
Werner König auf Anfrage. Nach der Absage fehlte den Zwillingstürmen
"eine wesentliche Basis". Die Verhandlungen mit einem
Lebensmittelhändler habe er dennoch weitergeführt. Anfang 2006 wurde
die städtische SWSG von der Aussage eines eigens in Auftrag gegebenen
Gutachtens überrascht. Es stufte Eigentumswohnungen in den Türmen als
wenig marktgängig ein. "Das war plausibel", sagt ein langjähriges
SWSG-Aufsichtsratsmitglied. Man habe sich zu Recht von einem Risiko
getrennt.
Beide Gesellschaften wollten in die Türme samt Grundstück 20 Millionen
Euro investieren. "Wir hatten nur fünf Prozent Grundstücksanteil, die
SWSG zehn, der Rest lag bei der Stadt", sagt König. Die Pläne seien
"wie ein Kartenhaus zusammengefallen". König: "Wir sind draußen."
"Es ist richtig, wir haben alle Flächen erworben", bestätigt Stuttgarts
Finanzbürgermeister Michael Föll, der dem SWSG-Aufsichtsrat vorsitzt,
die Neuordnung. Die Stadt werde nach der Sommerpause per Ausschreibung
Investoren suchen. Grundlagen seien dabei der bestehende Bebauungsplan
und die von den Stuttgarter Architekten Heckmann und Jung gezeichneten
Hochhäuser. "Höhere Wohntürme funktionieren durchaus", sagt Föll. Dafür
gebe es nicht nur in anderen Städten, sondern auch in Stuttgart
Beispiele. Föll: "Ich teile die Einschätzung der Gutachter nicht." 01.06.2006 - aktualisiert: 01.06.2006, 06:13 Uhr |